Cola, Malzgetränke, Krawatten, Hollywood-Filme – „Hauptsache halal“. Weiter reicht unser islamisches Bewusstsein nicht. Wir denken in den Kategorien „erlaubt“ und „verboten“, und begreifen nicht, dass Erlaubtes uns schaden kann.
Zuckergetränk oder Rekrutierungs-Gesöff?
Naiv betrachtet ist Cola nichts anderes als ein ekelhaftes Zuckergetränk, egal ob „Coca-Cola“, „Pepsi-Cola“, „Cola Turka“ oder „Mecca-Cola“. Viele Fruchtsaft-Immitate sind nicht weniger gesundheitsgefährdend, warum also kein „Coca-Cola“ trinken? Weil man mit dem Kauf einen „zionistischen“ Konzern unterstützt? Richtig, auch deswegen, obgleich die meisten von uns nicht wissen, was genau das bedeutet. Also freie Fahrt für „Cola Turka“ und Malzgetränke – richtig? Falsch!
Der Boykott westlicher Güter, die in erster Linie die Kultur des „American Way of Life“ verbreiten, wird fälschlicherweise auf Wirtschaftsaspekte reduziert: „Jeder Euro für den Westen ist ein Euro gegen den Islam.“ Das ist richtig, aber wir müssen begreifen: Jede Flagge der antiislamischen Kultur, die wir in unseren Köpfen hissen, ist den Feinden mehr wert als tausende Euro! Und wir hissen diese Flaggen, indem ihre Kulturgüter konsumieren, selbst wenn sie uns keinen Cent kosten sollten. Wenn wir Kaffee eines zionistischen Konzerns trinken, der uns spendiert wurde, so kostet dies kein Geld, aber es kostet einen Teil unserer Seele. Denn wir trinken in Wirklichkeit keinen Kaffee, sondern wir trinken irreführendes Gedankengut, welches sich in uns festsetzt und unsere Denkweise verändert, langsam und unmerklich.
Warum lechzen wir nach Cola? Warum freuen wir uns über Malzgetränke, jubeln über „Halal-Bier“? Weil es uns schmeckt? Glauben wir das wirklich, sind wir so naiv? Der wahre Grund: Weil der Kulturimperialismus in unseren Köpfen herrscht, weil die verzweifelte Stimme des Guten in uns sich nur noch an „haram“ festhalten konnte, bis sie von „Mecca-Cola“ fortgespült wurde. Dann gibt es kein Halten mehr: Mit scheinbaren Halal-Gütern in unseren Armen und Köpfen laufen wir fröhlich zum Feind über, verbreiten seine Kultur, und bilden uns immer noch ein, wir würden den Unterdrückern Widerstand leisten.
Und wir lassen uns von Gauklern leiten, die ganz andere Gründe gegen imperiale Kulturgüter liefern: So feierte vor einigen Jahren eine Kampagne großen Erfolg unter den Muslimen, welche das Spiegelbild des Emblems von „Coca-Cola“ als die arabischen Wörter „kein Muhammad, kein Mekka“ interpretierte. Zwar musste dafür das Spiegelbild gefälscht werden, aber das fiel zunächst keinem auf, das Bild ging um die Welt:
Die Imperialisten lassen nichts unversucht, um von der wahren Wirkung ihrer Kulturinfiltration abzulenken und die Muslime mit lächerlichen Taschenspielertricks zu beschäftigen. Leider mit schlagendem Erfolg. Kurze Zeit nach Verbreitung dieser Verschwörungstheorie fühlten sich sogar einige Gelehrte genötigt, diese abzustreiten, womit Coca-Cola offiziell wieder legitimiert war. Der Feind ist gerissen und die Muslime sind einfältig.
Cola führt die Schlacht auf der Seite des Imperiums als Flaggenträger an, obige Ausführungen treffen aber ebenso auf etliche weitere Kulturgüter des Westens zu.
Sexualität als Giftstoff
Leider muss ich ein weiteres Kernelement der westlichen Kulturkampagne anreißen: Sexualität. Schon seit vielen Jahrzehnten bildet der zügellose Umgang zwischen Mann und Frau eine Säule der westlichen Kulturindoktrination. Ihr Siegeszug war unaufhaltsam: Während vor sechzig Jahren noch Kussszenen im Film als obszön galten, konnte ein Regisseur in den 90ern nur noch durch explizite Sexszenen Aufmerksamkeit erregen, und heute lockt auch das keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Unsere Generation ist nun Opfer einer neuartigen Sex-Kampagne: der Homosexualität. Vor dreißig Jahren wurde das Thema im Film langsam eingeführt, vor fünfzehn Jahren musste in jedem zweiten „Tatort“ ein Schwuler vorkommen, vor zehn Jahren machten aufwendige Hollywood-Serien Schlagzeilen, die sich ganz der „Liebe unter Frauen“ verschrieben hatten, und heute werden Serien produziert, die immer detaillierter Sexualhandlungen zwischen Männern zeigen – die nach Ansicht vieler Muslime abscheulichste Form der körperlichen Selbstliebe überhaupt. Ich weiß nicht, was der Kulturimperialismus als weitere Steigerung noch ins Leben rufen will, aber seine sexuelle Widerwärtigkeit kennt zweifellos keine Grenzen.
Diese seit Jahrzehnten laufende Kampagne dient der Vernichtung der Ehe, der Familie. Und wie erfolgreich sie ist! Inzwischen gibt es viele nichtmuslimische Teenager in Deutschland, die sich ganz verwirrt selbst fragen, ob sie denn vielleicht homosexuell seien, weil das ausgiebige und jahrelange Begaffen verschiedener Perversionen auf dem Bildschirm in ihnen Unheimliches auslöste, in ihre Träume vordrang, ihre Gedanken fesselte. Und auch Muslime werden mehr und mehr von diesem Thema erfasst. Wie hältst du es mit dem Filmeschauen? Spulst du vor, schaltest du um, sobald wieder Sexszenen laufen? Und wenn du irgendwann nicht mehr wegschaust, nur aus Interesse, dann stehst du kurz vor dem Abgrund. Dieses Thema wurde unter uns Muslimen viel zu lange verheimlicht, aber in Zukunft wird es erörtert werden müssen: Sexualität als Mittel des Kulturimperialismus.
Wurden wir erst mal vom Satan gepackt und haben uns an der Westkultur vollgefressen, so haben wir unsere Seele von der göttlichen Gnade abgeschnitten. Sie wird nicht aufblühen können, nur zugrunde gehen. Der Geist Gottes wirkt nicht in einem Herzen, welches den Feinden und ihrem Lebensstil zugeneigt ist.
Befreiung durch Lossagung und Dschihad
Was also tun? Das von Imam Chamene’i genannte Stichwort „Islamische Kultur und Zivilisation“ wurde hier angeführt, und verdient eine eigene Betrachtung. Aber bevor wir überhaupt von islamischer Kultur träumen dürfen, müssen wir uns vom Unrat des Kulturimperialismus bereinigen. Oder wie Ayatullah Bahdschat es wundervoll beschrieb:
Zuerst musst du deine Wohnung kehren, und erst dann die Gäste einladen.
Die Islamische Revolution im Iran verhalf einem Ausspruch zu großer Bekanntheit: „Tod den USA“. Dieser Ausspruch ist kein Relikt einer antiamerikanischen Revolution, gestorben und vergessen, wie es uns gerne weisgemacht wird. Es steht für die Lossagung vom Satan, für die Lossagung von den Feinden Gottes, für die Lossagung von ihrer Kultur, ihrer Ideologie. Imam Chamene’i sagt in diesem Mitschnitt:
Der Ausruf unseres Volkes „Tod den USA“ entspricht der Aussage „Ich suche Zuflucht bei Gott vor Satan, dem Gesteinigten“. (…) Auf dass der Gläubige niemals, nicht einmal für einen Moment, die Präsenz des Satans vergesse. Auf dass der Gläubige niemals, nicht einmal für einen Moment, vergesse, dass Satan auf der Lauer liegt, um ihn anzugreifen und sein spirituelles Schild und seine Überzeugung zu zerstören. Das ist die Bedeutung von „Tod den USA“.
Vergessen wir also nicht für einen Moment, wessen Kulturgüter wir konsumieren, falls dieser Konsum denn notwendig sein sollte. Vergessen wir nicht, dass der Satan uns damit von Gott wegzuziehen trachtet, gleich ob wir dafür Geld bezahlt haben oder nicht.
Wie gehen wir vor, nachdem wir diese Einsichten gewonnen haben? Der beste Ratschlag ist, dieses Bewusstsein ständig im Alltag zu wahren, gegen die Angriffe gewappnet zu sein, nicht die Aufmerksamkeit zu verlieren. Wie Allamah Tabatabai es sagte, gefragt nach einem Rat zur Selbstentwicklung:
Selbstbeobachtung und Selbstkorrektur.