Das Einhalten von Versprechungen

Es ist eine Eigenschaft, die (eigentlich) von einem Muslim nicht zu trennen ist, jedoch häufig nicht auffindbar ist.
Es ist eine Eigenschaft, die den Muslim von anderen Menschen unterscheiden sollte, jedoch ist diese Eigenschaft bei vielen deaktiviert.
Es geht um das Einhalten von Versprechungen.

Im Namen Allahs, des Erhabenen.
Der Segen sei auf Muhammad und seiner reinen Familie.

Der Islam zeichnet seine Anhänger durch viele Eigenschaften aus. Wenn man beispielsweise regelmäßig betet und fastet, dann ist das eine Auszeichnung Allahs (swt.), die Er uns durch den Islam gegeben hat. Wenn ich vom Islam rede, dann ist von Rasulallah (s.) und seiner reinen Familie (a.) die Rede. Denn sie verkörpern den kompletten, richtigen und für jede Seele nachahmenswerten Islam.

Eine besondere Auszeichnung soll Mittelpunkt dieses Artikels sein. Es ist eine Eigenschaft, die (eigentlich) von einem Muslim nicht zu trennen ist, jedoch häufig nicht auffindbar ist.
Es ist eine Eigenschaft, die den Muslim von anderen Menschen unterscheiden sollte, jedoch ist diese Eigenschaft bei vielen deaktiviert.
Es geht um das Einhalten von Versprechungen.

Die Meisten haben sicherlich (ungern) Erfahrungen in diesem Bereich machen können. Ein Versprechen ist ein bindendes Glied zwischen mind. zwei Personen. Wenn ich einer Person ein Versprechen gebe, so schlage ich ihr eine Brücke auf, auf der sie Fuß fassen kann. Also eine Art „Vertrau mir“.  Was viele nicht wissen bzw. ignorieren: Wer etwas verspricht hat Schulden auf sich genommen, die erst beglichen werden können, wenn das Versprechen eingehalten wurde.

Um es präzise auszudrücken, beziehe ich mich auf den edlen Propheten (s.):
„Ein Versprechen ist eine Schuld.“
(Kinz-ul-‚Ummal 6866, 6865, 6870)

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Mühe man sich im Leben gibt, um schuldenfrei zu werden. Ich kenne Geschwister die einen zweiten Job annehmen, um ihre Geldschulden zu begleichen. Andere kaufen einen bestimmten Gegenstand oder ersetzen Geld durch bestimmte Wertgegenstände, um letzten Endes schuldenfrei zu sein. Nicht falsch verstehen – das ist gut und natürlich islamisch korrekt! Jedoch liegt das Hauptaugenmerk häufig nur auf den materiellen Schulden. Was ist mit den immateriellen Schulden? Wie wichtig sind diese?

Allah (swt.) spricht im edlen Quran:
„Und haltet das Versprechen ein. Wahrlich, für (die Einhaltung) des Versprechens wird Rechenschaft gefordert.“ (17:34)

Rechenschaft muss also abgelegt werden! Um konkreter zu werden, nenne ich realistische Beispiele: Wenn Bruder X ein Versprechen abgibt, dass er Bruder Y beim Umzug helfen wird und plötzlich am besagten Tag doch nicht erscheint (ohne vorher abgesagt zu haben), dann spricht man von einer nicht beglichenen Schuld. Wenn eine Schwester einer anderen Schwester verspricht sie bei einem bestimmten Termin zu begleiten, es dann aber ohne jeglichen Grund nicht tut, so hat man eine nicht beglichene Schuld. Wenn man Geschwister in die Moscheen einlädt, um vom Wissen und Weisheiten bestimmter Persönlichkeiten zu profitieren und diese Geschwister trotz einer Zusage nicht kommen, so spricht man von einer nicht beglichenen Schuld. Bedauerlicherweise können noch einige weitere Beispiele genannt werden, da es keine Seltenheit in der islamischen Gesellschaft ist. Man nimmt diese Versprechen bzw. das Nichteinhalten dieser Versprechen auf die leichte Schulter.

„Oh die ihr glaubt! Erfüllt (alle eure) Verpflichtungen!..“ (5:1)

Ein klarer Befehl Gottes unsere Verpflichtungen zu erfüllen. Man sollte niemanden etwas vormachen, nur damit dieser zufrieden mit einem ist. Man sollte nicht das sagen was der gegenüber hören möchte, wenn man es nicht einhalten kann. Es ist nichts dabei abzulehnen. Im Gegenteil: Man weckt dadurch keine falschen Hoffnungen und bleibt somit bei der Wahrheit.

Imam Ali (as.) sagte: „Eine höfliche Ablehnung ist besser als ein langwieriges Versprechen.“
(Ghurar al-Hikam, Nr. 2183)

Die Wahrheit ist immer besser, denn die Wahrheit wird letztendlich siegen.