Der Allererste, der mir zu „Freigiebigkeit“ einfällt, ist Abbas ibn Ali. Denn er ist die perfekte Verkörperung dieses edlen Persönlichkeitsmerkmals. Er gab, ohne zu erwarten, dass etwas zurückkommt. Er gab seine Liebe an seine Mitmenschen weiter, ohne auch nur das Geringste von seiner Umgebung zu erwarten.
Eine Tat oder ein Wort von uns weiterzugeben, bedeutet einen Teil von uns zu geben. Denn nur dann, wenn wir die empfangene unermessliche Liebe und die zahlreichen Gnaden Gottes auch weitergeben, werden wir wirklich glücklich. Ob wir nun bspw. etwas Materielles in Form einer Spende an die Bedürftigen und Waisen oder etwas Immaterielles in Form von Wissen (weiter)geben, dies zeugt von einem wahrlich großzügigen und glücklichen Menschen. Anders ausgedrückt: Wer eine Gnade selbstlos und aus innigster Liebe von seinem Schöpfer erhält, sollte diese auch selbstlos und aus innigster Liebe zu seinem Schöpfer an die Ehepartnerin, Eltern, Geschwistern, Nachbarn, Freunde, Mitstudenten, Mitschüler, Mitarbeiter, Fußballfreunde etc. weitergeben.
Mit diesem Akt der Weitergabe der Gnade an den Nächsten vergrößert der Mensch seine Kapazität, noch mehr Liebe und Gnade von Gott zu empfangen. Er wird der Liebe und Gnade empfänglicher. Nur wer das Erhaltene weitergibt, wird auch immer mehr von Gott erhalten. Es ist demnach die Freigebigkeit, die uns das Geben vom Herzen erleichtert.
Ohnehin ist die beste Hand die gebende und nicht die nehmende Hand. Am 10. Tag von Aschura saß Abbas ibn Ali verdurstend und allein in der Wüste am Fluss Euphrat. Er hätte davon trinken können, ohne dass es jemand sieht. Er erhob mit seinen Händen das Wasser in Richtung seines Hauptes und betrachtete es. Seine größte Sorge war das Wohl der Karawane des Fürsten Seiner Zeit, Imam Hussein (a). Die trockenen Lippen der Kinder und das Wehklagen der Frauen ließen ihn nicht von dem erfrischenden Wasser trinken. Sein freigiebiger und selbstloser Gedanke war: „Wie könnte ich trinken, während mein Fürst, seine Kinder und die Frauen des Zeltes Imam Husseins verdursten!?“
Für seinen Fürsten der Zeit und seinen Liebenden opferte er mit allen Mitteln selbstlos all das, was Gott ihm gab. Sein ICH, seine Arme, sein Auge, seine Liebe und sein materielles Leben. All das aus Liebe und Hingabe zu Gott, der ihm Flügel anstelle von Armen für seine Opfergaben verlieh.
Wie oft schlafen wir ein, ohne an unseren Imam der Zeit, Imam Mahdi – möge Gott ihn schützen und seine Rückkehr beschleunigen – zu denken, ob er eine wärmende Decke, genug zu trinken oder zu essen hat? Wie oft schlafen wir ein, ohne an seinen Botschafter, den Muslim ibn Aqil unserer Zeit, Imam Chamene’i – möge Gott ihn schützen – zu denken, ob wir ihn ausreichend mit Wort, Tat und Schrift befolgen und denjenigen bekannt machen, die ihn nicht kennen? Was tun wir für ihr beider Wohlergehen?
Mögen wir inschallah – so Gott will – gemeinschaftlich all unsere gottgegebenen Gnaden, Talente, Ideen, Aufgaben und unser Wissen auf dem Wege Gottes für unseren Imam der Zeit und seinen Stellvertreter in Einsatz bringen.