Ein Präsident wie er den USA gebührt

Der Schock über Donald Trumps Wahlsieg in den USA sitzt auch knapp eine Woche danach noch: Europäische Politiker, Journalisten und Analysten zeigen sich entsetzt. Für viele überraschend, teilen insbesondere die revolutionär orientierten Muslime in Europa dieses Entsetzen über die Wahl des Milliardärs zum neuen Führer der Westlichen Welt nicht.

Es gibt aus islamischer Sicht reichlich Gründe, über Donald Trump als Staatsoberhaupt entsetzt zu sein. Allein die moralischen Maßstäbe, die ein Staatsoberhaupt aus muslimischer Sicht erfüllen muss, reichen aus, den künftigen Mann an der Spitze in Washington zu disqualifizieren. Seine Äußerungen zu Frauen, zum Umweltschutz und natürlich seine Diskreditierung des palästinensischen Widerstands – das alles und noch mehr kennzeichnet den Mann als widerwärtigen Demagogen. Hält er zudem seine Wahlversprechen ein, wird er die bisher nur latent vorhandene Diskriminierung von Muslimen in den USA institutionalisieren.

Zwei strategische Vorteile gehen aber aus muslimischer Sicht mit dem Wahlsieg Trumps einher. Erst einmal erhält das System USA, dem bereits Imam Chomeini (q.)* den Beinamen Großer Satan verlieh, endlich ein Gesicht, das seiner Natur entspricht. Denn eins hat sich seit Imam Chomeini nicht verändert: Egal für welche Richtung die jeweilige US-Führung vorgab zu stehen, jede Regierung verfolgte stets die politische, wirtschaftliche und kulturelle Versklavung anderer Länder. Etliche mörderische Kriege weltweit, Milliarden Dollar an Waffengeldern für das koloniale Apartheid- und Terrorregime von Tel Aviv, Millionen Hungertote durch Wirtschaftskriege, alles verursacht mit dem arroganten Anspruch, der moralische Leuchtturm der Welt zu sein.

Nicht nur Regionen wie der Nahe Osten, der Balkan oder Washingtons selbsternannter Hinterhof Südamerika sind Opfer dieser Unterjochungsbemühungen, sondern auch Europa. Ja, auch Deutschland, oder warum lagert die US-Armee abschussbereite Atomwaffen auf deutschem Boden, obwohl doch Deutschland sogar den Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Atomenergie beschlossen hat? Ja, natürlich auch Deutschland, oder warum weiß die NSA, dass Du diesen Text hier liest und Deine Kanzlerin jenen Text und keiner wird für diese Spionage zur Verantwortung gezogen?

Ein lächelnder Obama, der von vielen allein wegen seiner Hautfarbe als unterjocht und damit als liebenswert betrachtet wird, passt genauso wenig zu dieser Politik wie der mitleiderregende Hundeblick eines Außenministers John Kerry oder das nicht minder mitleiderregende Grinsen einer Hillary Clinton. Was entspricht der Weltarroganz aber besser als ein anstandsloser Milliardär, der keinen Hehl daraus macht, dass er die USA als etwas besseres als den Rest der Menschheit betrachtet?

Der zweite strategische Vorteil am Wahlsieg Trumps ist der Keil, der zwischen die USA und Europa getrieben wird. Europa leidet unter der ungleichen Partnerschaft mit den Amerikanern. Europa braucht Amerika weniger als andersherum, dennoch ist Europa der Schadensträger dieser Beziehung. Im Interesse Washingtons haben sich die Europäer mit Russland verfeindet und wurden von den USA mit übelsten Verunglimpfungen belohnt. Wem nützen Sanktionen gegen Russland? Sicher nicht Europa. Wer leidet unter ihnen? Sicher nicht die USA. Wegen amerikanischer Kriege und Waffen sind unsere Nachbarregionen allesamt destabilisiert, mit Terrorismus überzogen und ins Elend gestürzt. Wer leidet unter den daraus resultierenden Flüchtlingsströmen, abgesehen von den Flüchtlingen selbst? Wer die Antwort sucht, soll wissen, dass im Atlantik noch kein Flüchtling ertrunken ist. Riesige Konzerne missbrauchen die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen, um durch Steuertricks die Bürger in Europa um Milliarden von Euros zu betrügen. Aus welchem Land kommen die meisten dieser Konzerne und wessen Regierung unterstützt sie in ihren Praktiken? Wer die Antwort nicht kennt, mag einfach mal nach „Double Irish with a Dutch Sandwich“ googeln … und ganz nebenbei herausfinden, dass Google einer dieser großen Konzerne ist.

Europa und Deutschland brauchen auch keinen Militärpakt mit diesem Verbrecherregime. Die Islamische Republik Iran, selbst umzingelt von Stützpunkten der USA, beweist dass nicht große Militärallianzen oder hunderte Atomsprengköpfe vor militärischen Angriffen schützen, sondern ein wachsames und standhaftes Volk. Und jedes Volk, ob wachsam und standhaft oder naiv und passiv, bekommt laut einem koranischen Grundsatz die Führung, die es verdient. Die Islamische Republik Iran hat in den Augen vieler Muslime mit Imam Chamenei die geeignetste Führung aller Herren Länder. Deutschland und Europa hätten aber schon dann einen großen Sieg errungen, wenn sie aufhörten, die USA als ihre Führungsmacht zu akzeptieren. Ein Mann wie Trump an der Spitze drängt uns dazu, den ersten Schritt in diese Richtung zu gehen. Denn wer wünscht sich schon für sein Land, dass es als Partner des Großen Satans in die Weltgeschichte eingeht?

*von arab. قدس الله روحه : Gott heilige seine Seele