Sind die Deutschen reif für den Islam? Diese Frage stellen sich die Muslime hierzulande immer öfter. Spätestens mit dem 2. Brief von Imam Chamenei an die Jugend im Westen kommen Fragen auf. Wieso lädt er diese Jugend zum Islam ein?
Ein Bruder sagte zu mir im Scherz: „Er kennt die Jugend hier nicht so wie wir, sonst würde er diesen verkommenen Komasäufern nicht schreiben.“
Andere drücken es anders aus: „Er muss etwas in dieser Jugend sehen, was wir nicht sehen.“ Ja, vielleicht. Aber vielleicht ist die Antwort auch im Islam zu suchen.
Islam breitet sich aus
Gleich nach dem Propheten des Islam (s.) hat sich der Islam sehr rasant ausgebreitet. Wie schnell das alles ging, kann man in diesem Video anschaulich dargestellt sehen. Besonders in der ersten Zeit verbreitete sich der Islam im Rekordtempo. Danach wurde er in seiner Ausbreitung langsamer und schließlich wurde er von einigen Gebieten sogar verdrängt. Nebendetail: Die rasante Ausbreitung fand genau dann ein Ende, als der letzte Imam in die Verborgenheit ging.
Als die arabischen Kämpfer das persische Reich in Windeseile eingenommen haben, fasste das gesamte Heer nur etwa 60.000 Mann. Einige davon waren auch im Kampf gegen das Byzantinische Reich im Westen unterwegs. Das riesige persische Reich hatte eine größere Armee, ausgebildetere Soldaten und war auch technologisch überlegen. Außerdem handelte es sich um ein Weltreich mit vielen Millionen Einwohnern. Wie können einige zehntausend Kämpfer dieses Weltreich gewaltsam erobern?
Ganz einfach: gar nicht. Wenn die damaligen Iraner den Islam nicht gewollt hätten, wäre der Islam dort nicht hingekommen. Selbst ohne eine Armee hätte die tausende Jahre alte Zivilisation der Iraner Widerstand gegen fremde Eindringlinge leisten können. Diese hätten sich zurückziehen müssen und das persische Reich wäre bei seinem alten Glauben geblieben. Die Aussage der Islam hätte sich „mit dem Schwert verbreitet“ ist, wie man an diesem Beispiel sieht, falsch.
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass die Iraner mit ihren Herrschern unzufrieden waren, mehrmals Aufstände organisierten und rebellierten. Doch es fehlte ihnen eine Alternative. Als plötzlich die Araber vor der Tür standen, erkannten viele den Islam als bessere Alternative und nahmen ihn an. Mehrmals ist es passiert, dass ein paar Tausend Soldaten einer Stadt den Islam annahmen, anstatt zu kämpfen.
Die Iraner wollten den Islam und haben sich mit ihren Wissenschaftlern, Erfindern und Gelehrten stark dafür eingesetzt, dem Islam zu Ruhm und Ehre zu verhelfen. Als die Iraner den Abbasiden gegen die Omayyaden halfen, taten sie das nur, weil sie gesehen haben, dass die Herrscher der Muslime nicht wirklich etwas mit dem Islam zu tun hatten. Damit der wahre Islam wieder über die Muslime herrscht, kämpften und siegten sie. Doch sie wurden bitter enttäuscht. Die abbasidische Herrschaft hatte sich mindestens genauso weit vom Islam entfernt, wie die omayyadische. Später haben sich die Iraner von den Arabern abgekapselt und wurden politisch unabhängig. Trotzdem blieben sie beim Islam. Sie hätten ja auch ihren alten Glauben wieder annehmen und Zoroastrier werden können. Schließlich gab es auch im zweiten, dritten und sogar vierten Jahrhundert nach der Hidschra immer noch viele Zoroastrier. Viele Jahre lang sehnten sich die Menschen nach einer Alternative, und als sie endlich eine hatten, gaben sie sie nicht wieder auf. Sie blieben beim Islam.
Die Stärke des Islam
Die Stärke des Islam lag nicht darin, dass die Araber mutiger kämpften. Völlig unmöglich, dass man nur mit Mut und Glaube an seine Mission eine tausende Jahre alte Zivilisation in so kurzer Zeit zu Fall bringt. Die wahre Stärke des Islam liegt in der Attraktivität der islamischen Werte. Solange die Muslime an diesen islamischen Werten festhalten, wird jeder erkennen: Was die Muslime haben, ist besser als das, was wir haben.
Doch das taten die Muslime nicht. Wenn über so lange Zeit die Herrscher der Muslime korrupte, machtgierige Politiker sind, dann wenden sich auch die Muslime mehr und mehr von dem wahren Islam ab. Gegenüber einigen Weltanschauungen war selbst der verfälschte Islam noch überlegen. Doch mehr und mehr Muslime warfen den Kern der Religion weg und behielten nur noch die Schale. Die Muslime entfernten sich von den islamischen Werten. Eine solche Religion ist nicht mehr attraktiv.
So kann man dann auch erklären, dass der Islam sich in Europa nicht verbreiten konnte. Die Muslime kamen mit ihrem verfälschten Islam nach Europa. Es war nicht klar, wieso dieser Islam besser sein sollte, als das Christentum, das ja schließlich auch auf den Werten einer göttlichen Religion basierte, wenn auch ebenfalls in verfälschter Form. Aus Spanien wurden die Muslime nach einigen hundert Jahren sogar vertrieben. Wo war die Religion, der die Iraner noch in Scharen zugeströmt waren?
Heute
Heute sieht es etwas anders aus. Das islamische Erwachen der Muslime führt dazu, dass sie sich selbst mehr und mehr wieder mit dem reinen Islam beschäftigen. Die Muslime werden islamischer. Die islamischen Werte, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Familie, Großzügigkeit, Gnade, Respekt, Beratung, Wissen, Demut, Einheit … sie alle erhalten wieder Einzug in das Leben der Muslime. So wird der Islam wieder attraktiv. Gleichzeitig bauen die Europäer ihre religiösen Werte ab.
Beispielsweise haben die beiden Faktoren „Aggressivität“ und „moralische Zügellosigkeit“, welche leider zu den Hauptmerkmalen der westlichen Kultur geworden sind, sogar in ihrem eigenen Ursprungsgebiet zur Abnahme der Popularität und Bedeutung der westlichen Kultur geführt.
[2. Brief von Imam Sayyid Ali Chamene’i]
Die Leute hier sind längst unzufrieden mit ihrem System. Sie werden nur in dem Glauben gehalten, dass es nicht besser ginge. Damit die westliche Jugend nicht erkennt, dass der reine Islam eine Alternative für sie darstellen könnte, ist es notwendig das Bild des Islam im Westen zu verzerren. Es ist überlebenswichtig für den Westen.
Da stellt sich also nicht die Frage, ob die Deutschen reif, also „gut genug“ sind, um für die Botschaft des Islam offen zu sein. Es stellt sich vielmehr die Frage, ob die Muslime schon so weit sind, den Islam wieder in seiner schönsten und reinsten Form zu zeigen. Denn dann passiert es ganz automatisch, dass die Menschen sich dem Islam zuwenden. Das ist die Stärke des Islam.
Wenn die Unterstützung Gottes kommt, und auch der Erfolg
Und du die Menschen in Scharen in die Religion Gottes eintreten siehst
Dann sing das Lob deines Herrn und bitte Ihn um Vergebung. Siehe, Er wendet sich gnädig wieder zu.
[Quran 110:1-3]