Islamisches Wissen: Was ist dir am Wichtigsten?

Ihr alle kennt das Problem: Zu viele Muslime haben keine Ahnung von den islamischen Regeln. Und diejenigen, die glauben Ahnung zu haben, ahnen nicht, wovon sie alles keine Ahnung haben. „Hidschab ist nicht so wichtig, Hauptsache Gott im Herzen“, hört man manche Muslime sagen. Dabei wissen sie natürlich, dass das nicht die islamische Einstellung ist. Schön, wenn man ein moralisches Verhalten hat, aber kann man deshalb auf die Regeln verzichten?

Wieder andere, die sich für praktizierende Muslime halten, kennen wohl im Groben die Regeln, benehmen sich aber irgendwie doch nicht wie Muslime. „Halt bitte die Schnauze, ich will hier in Ruhe beten!“. Na, wenigstens sagt er Bitte …? Da fragt man sich doch, was eigentlich Vorrang hat: Islamische Regeln (Ahkam) oder Islamische Moral (Achlaq)?

Aber am Traurigsten finde ich diejenigen, deren Religion keinen wirklichen Inhalt hat. Kein Gottesbild, keine Ahnung vom Propheten oder wieso Gott Propheten geschickt hat. Keinen blassen Schimmer davon, was Gott von dir verlangt. Bloß keinen Gedanken daran verschwenden, denn „über Gott nachzudenken kann zum Kufr führen“, wurde ich mal freundlich während einer Diskussion in der Moschee gewarnt. Wenn du die Menschen fragst, was ihre Religiosität ausmacht, sagen sie: „Ich bete, ich faste, ich glaube.“ Mehr kommt da nicht. Welches Wissen ist wichtiger: Wie ich beten muss (Ahkam) oder wen ich anbete (Aqaid)?

Was meinen die Leser und was meint Hamza Sodagar?

Wenn man sich also etwas um islamisches Wissen bemühen will, womit fängt man an?

Die kleine Umfrage, die hier stand, ergab, dass die meisten die folgende Reihenfolge für sinnvoll hielten:

  1. Aqaid
  2. Ahkam
  3. Achlaq

Interessanterweise haben die wenigsten Ahkam an erste Stelle gesetzt.

Für einen normalen, gläubigen Muslim, der nicht 10, 15 Jahre an der Hauzah studieren kann, erwähnt Scheich Hamza Sodagar genau diese drei Themenbereiche. Da jeder versuchen sollte sein Wissen zu vermehren, ist die Frage: Wo fangen wir an? Was sollte am wichtigsten sein?

Mehr Ahkam

„Im Allgemeinen kennen wir die Grundlagen unserer Aqaid. Wir kennen nicht die Beweisführungen, aber wir wissen: Gott ist eins. Es gibt Propheten. Es gibt unseren Propheten und die Imame und so weiter. Wir kennen vielleicht nicht die Tiefe davon, aber wir kennen sie“, führt Scheich Hamza aus.

„Wenn es aber um die Grundlagen von Ahkam geht, stoßen wir gewöhnlich auf Mängel.“ Er warnt davor die Regeln des Islam auf die leichte Schulter zu nehmen und empfiehlt, sich regelmäßig damit zu beschäftigen: „Glaubt mir, es gibt so viele Sachen, die unser praktisches Leben betreffen, von denen wir nichts wissen.“

„Nach Ahkam folgt ein tieferes Verständnis der Fundamente unserer Religion.“ Weil wir die Grundlagen der Aqaid schon besäßen, lässt Scheich Hamza das Thema Aqaid in seiner Prioritätenliste auf Ahkam folgen. Als Drittes erwähnt er Achlaq: „Mit Achlaq meine ich die empfohlenen Dinge. Vieles, was wir für Achlaq halten, gehört eigentlich zu den Pflichten oder Verboten. Wenn man sich dem muslimischen Bruder gegenüber respektlos benimmt, hat das nichts mit Achlaq zu tun. Es ist haram.“
Nach diesen drei Themenbereichen könnten Geschichte oder vergleichbare Gebiete folgen.

Nach Meinung von Scheich Hamza sollte man sich aber nicht ausschließlich auf diese drei fokussieren und auch sollte man nicht glauben, dass man die Reihenfolge strikt einzuhalten hat. Natürlich darf und sollte man sich mit Aqaid beschäftigen, wenn man die Ahkam noch nicht ausgelernt hat. Wichtig ist nur, dass man genug Zeit für diese Themenbereiche aufwendet.

Ein Tipp

Für viele wird es auf Dauer quälend langweilig werden, sich durch Bücher über Ahkam und Aqaid zu kämpfen. Viel leichter fällt es den meisten, über islamische Geschichte zu lesen. Vielleicht auch einfach nur einen lehrreichen Roman. Wichtig dabei ist, dass man nicht aus dem Lesen herauskommt. Auf diese Weise wird es einem leichter fallen immer wieder mal zu der „langweiligeren“ Literatur über Ahkam und Aqaid zu springen.

Quelle: Video über Fragestunde mit Scheich Hamza Sodogar [1:00-6:58]