Ist Zionismus jetzt salonfähig?

Es wäre eine beunruhigende Tatsache, sollte die Frage mit „Ja“ beantwortet werden. Doch bevor wir diese Frage näher diskutieren, sollten wir zunächst einmal klären, was „Zionismus“ überhaupt bedeutet. Zusammenfassend kann man sagen, dass Zionismus eine politisch national motivierte Ideologie ist. Entgegen der jüdischen Überzeugung hat sie das Ziel, einen sogenannten „jüdischen Staat“ zu errichten, der exklusiv für Juden ist. Jedes Mittel zur Erfüllung dieser rassistischen Ideologie ist den Zionisten dabei recht.Wollte man die Aktivitäten der deutschen Juden im 19. Jahrhundert bewerten, so waren diese übereinstimmend zugunsten des Staates Palästina gewesen. Ein eigener Staat kann nur durch einen Messias errichten werden. Das Exil der Juden ist fester Bestandteil im Judentum. Erst um die Jahrhundertwende (1880) fanden fundamentalistische Elemente den Weg in das Judentum. Im selben Jahrhundert feierte auch der Wahabismus seine Erfolge in Saudi Arabien.

In seinem Werk „Drischat Zion“ (Sehnsucht nach Zion) forderte der zionistische Rabbiner Zwi Hirsch Kalischer die Juden bereits 1862 dazu auf, Palästina sofort zu kolonialisieren und sich bei ihrem „nationalen Freiheitskampf“ ein Beispiel an Italien, Polen und Ungarn zu nehmen. Im Jahr 1896 erschien von Theodor Herzl, der als Begründer des politischen Zionismus gilt, das Werk „Der Judenstaat“. Seine Pläne zur Besiedlung Palästinas wurden von den meisten zionistischen Vereinen und Verbindungen sofort angenommen. Ein von Herzl angekündigter „Zionistenkongress“ löste bei den jüdischen Gemeinden und Rabbinern einen Proteststurm aus. In den darauffolgenden Jahren wurden die Zionisten ständig durch Rabbiner und deren Gemeinden scharf kritisiert. Die jüdischen Antizionisten wiesen immer wieder darauf hin, dass ein nationales Judentum im Widerspruch zur jüdischen Religion stehe. Wollte man einen Vergleich zu heute ziehen, so könnte man die Haltung der muslimischen Gemeinden und deren Gelehrten zum IS (früher ISIS) anführen.

Motiviert durch den Gedanken Palästina zu besiedeln, haben die Zionisten begonnen Vereine zu gründen, die das Ziel hatten die zionistische Ideologie zu verbreiten und eine Kolonialisierung Palästinas zu finanzieren. Es wurde viel Wert darauf gelegt die Jugendlichen, besonders die Akademiker, schon früh für den Zionismus zu gewinnen. So wurden Vereinigungen gegründet, die das Ziel der Rekrutierung junger Juden zur Aufgabe hatten. Am 16. Januar 1901 gründeten der VJSt-Berlin (Verein jüdischer Studenten) und gleich gesinnte Studentenverbindungen in Europa den „Bund Jüdischer Corporationen“ (BJC). Etwa zur selben Zeit wurde 1902 die „Freie Verbindung Hasmoneae“ an der Universität Berlin von Egon Rosenberg ins Leben gerufen, der vorher der zionistischen Verbindung „Veritas“ in Brünn angehört hatte. Die „Hasmoneae“ war mit der Zielsetzung geschaffen worden, die zionistische Idee zu fördern. Zusammen mit einer gleich gesinnten Verbindung aus München formte sich die „Hasmoneae“ am 11. Januar 1906 zum „Kartell Zionistischer Verbindungen“ (KZV) zusammen. Im Laufe des folgenden Jahrzehnts wurde auch das BJC deutlich zionistischer und schloss sich am 19. Juli 1914 mit dem KZV zum „Kartell Jüdischer Verbindungen“ (KJV) zusammen. [1]

Nach dem Ersten Weltkrieg änderten sich die Methoden und Inhalte der KJV-Erziehung und die Verbindung konzentrierte sich auf zwei Kernthemen: die Besiedlung Palästinas und die Zionisierung des deutschen Judentums. Gläubige Juden mieden die zionistischen Verbindungen und traten in den „Bund jüdischer Akademiker“ ein, der sich auf das Studium von Talmud und Thora konzentrierte. Die politisch zionistische Positionierung des KJV führte zu einer Gegnerschaft mit der Verbindung der gläubigen Juden. Die jungen Zionisten wurden zunehmend radikaler und kritisierten die konfessionsorientierten Juden und die älteren Zionisten als „schlimmste Assimilanten“. Eine säkulare Gesellschaft kam für die jüngeren Zionisten nicht infrage. Daher bildeten sich unterschiedliche Ideologien innerhalb des Zionismus. Dieser hatte sich nach 1918 vorgenommen, den Traum eines eigenen Staates in die Tat umzusetzen. Dazu wurde ein Fond gegründet der „Palästina-Aufbaufond“ hieß. Später gegründete Fonds wurden u.a. von Deutschland, Australien und Kanada unterstützt. Das Deutsche Reich sah in den Zionisten eine Möglichkeit, stärkeren Einfluss auf den Mittleren Osten nehmen zu können. Während einer Jahreskonferenz in London 1920 hat Chaim Weizmann, der später zum Präsidenten der „Zionistischen Weltorganisation“ (WZO) wurde, die Ausrichtung der zukünftigen zionistischen Verbände festgelegt: eine anhaltende zionistische Propaganda sowie Verbindungen mit nichtzionistischen jüdischen Verbänden. Die Propaganda zeigte im Laufe der Zeit Erfolg und der Zionismus manifestierte sich in den Köpfen vieler Juden.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges sagte Weizmann: „Eher will ich den Untergang der deutschen Juden sehen als den Untergang des Landes Israel für die Juden.“ Die Geschehnisse im nationalsozialistischen Deutschland spielten dem Zionismus in die Hände. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges befanden sich die meisten zionistischen Funktionäre bereits in Palästina. Der damalige Vorsitzende des Exekutivkomitees der Jewish Agency und zukünftige Premierminister Israels David Ben-Gurion hoffte, dass der Sieg der Nazis den Zionismus zu einer „fruchtbaren Kraft“ werden lasse. Besorgt darüber, dass jüdische Flüchtlinge in anderen Ländern Schutz fanden, warnte er: „Der Zionismus ist in Gefahr!“ Der Historiker Tom Segev, welcher Politikwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem studierte, schreibt in seinem Buch „Die siebte Million“ darüber, dass die Zionistenführer über die Verfolgung der deutschen Juden erfreut waren. [2] Am 1. Februar 1940 steckte ein Schiff mit jüdischen Flüchtlingen auf der Donau fest. Henry Montor (Amtierende Vizepräsident der „United Jewish Appeal“) verweigerte Hilfestellung für die Flüchtlinge und sagte: „Palästina kann nicht überflutet werden mit alten Leuten oder mit Unerwünschten.“ [3] Ein Angebot der Gestapo 1941 und 1942 alle europäischen Juden nach Spanien zu bringen, unter der Voraussetzung, dass diese nicht nach Palästina ausreisen, wurde von der zionistischen Führung abgelehnt. Ein ähnliches Angebot zur Rettung ungarischer Juden wurde 1944 gemacht. Abermals wurde das Angebot abgelehnt. Wie eingangs erwähnt, ist dem Zionismus jedes Mittel recht.

Soweit zur Entstehung des Zionismus in Deutschland. Heutige Zionisten haben keinerlei Beziehung zum Judentum, die meisten sind Atheisten. Jedoch nehmen sie das Judentum in Geiselhaft. So wie auch die saudischen Terroristen des IS den Islam missbrauchen um ihre Taten rechtzufertigen. Die Vermischung von Judentum und Zionismus ist von den Zionisten gewollt. Ein überaus wichtiger Vorteil eines solchen Trugschlusses ist es, jeden Antizionisten als Antisemiten stigmatisieren zu können. Sogar praktizierende Juden werden als Antisemiten bezeichnet, sollten sie sich gegen den sogenannten Staat Israel und seine Verbrechen aussprechen. Der Rabbi Yisroel Dovid Weiss, ein bekennender Antizionist, sagt über den Zionismus:

Als sich der Zionismus nach Osteuropa auszubreiten begann, wurde er dort von der damaligen rabbinischen Führung aufs Schärfste verurteilt. Die Ablehnung der Rabbiner gründete auf zwei Faktoren. Erstens wies diese Bewegung die traditionelle Haltung gegenüber der Diaspora zurück. Zweitens öffnete der Zionismus einen Weg, über den die Juden ihren Glauben verlassen konnten, da 95 Prozent seiner Führer atheistisch waren. Ja, man trachtete danach, gerade unter der Jugend, die religiösen, gottesfürchtigen Juden in nicht-religiöse, weltliche Juden zu ändern. Leider war man damit sehr erfolgreich. Im Grunde genommen wollten die Zionisten den Judaismus von einem geistigen, göttlichen Gebilde in eine weltliche, politische Bewegung transformieren, die sich ihre Ziele – ein Land, Materialismus etc. – gewaltsam erkämpft.“

Seinen Erfolg hat der Zionismus laut Weiss, „weil er auf einzigartige Weise traditionelle Ideen mit einer neuen Ideologie verwob.“ Nicht vergessen sind die Massaker von Deir Yasin, Sabra und Schatilla oder die Massaker von Qana. John Kimche, ein britischer Jude, schrieb in seinem Buch „Seven Fallen Pillars“ (Sieben gefallene Pfeiler) über dieses Massaker: „Am Freitag, den 9. April 1948 griff ein Stoßtrupp, zusammengesetzt aus Leuten der Irgun und der Sternbande, das Dorf an. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, dass sie so handelten. Nichts, was sie später behauptet haben, begründete oder konnte begründen, warum sie 250 unschuldige Araber, unter ihnen mehr als 100 Frauen und Kinder, ermordet haben. Nicht weniger abstoßend war danach die Nacktparade, welche Irgun mit einer Anzahl armer arabischer Frauen in den Straßen von Jerusalem veranstaltete.“ [4]. Es wäre verwerflich zu denken, dass der Zionismus mit dem Judentum gleichzustellen ist. Dies zu denken ist die schlimmste Art von Antisemitismus.

Die rein politische Natur des Zionismus lässt sich auch an der Tatsache feststellen, dass neben Palästina 33 andere Länder als mögliches Ziel diskutiert wurden. Besonders Argentinien und Uganda haben unter den Zionisten viel Zustimmung gefunden. Letztendlich fiel die Wahl auf Palästina. Einen weiteren Beweis dafür, dass Zionismus nichts mit dem Judentum zu tun hat, kommt ausgerechnet aus den Vereinigten Staaten. So hat der US-Vizepräsident Joe Biden während eines Interviews im israelischen Shalom TV zugegeben: „Ich bin ein Zionist, man muss kein Jude sein, um Zionist zu sein.“ Muslim Markt berichtete. Nicht nur, dass Biden damit zugibt, dass Zionismus keinerlei Beziehung zum Judentum hat, er bekennt sich damit auch zu einer Ideologie, die auf Rassismus aufgebaut ist. Auch unsere Kanzlerin hat sich deutlich zum rassistischen Zionismus bekannt. In einer Ansprache sagte sie, dass die Sicherheit Israels „Teil der deutschen Staatsräson“ sei. Spätere Taten der Bundesregierung sprechen eine weitaus deutlichere Sprache. So hat die Merkel-Regierung atomwaffenfähige U-Boote auf Kosten deutscher Steuerzahler an Israel verschenkt. Besonders perfide: Der Deal wurde im Schatten des Gaza-Krieges, bei dem über 2000 Palästinenser ermordet wurden, abgewickelt.

Fassen wir also noch mal zusammen: Eine politisch motivierte Ideologie findet den Weg in die jüdische Religion. Durch großzügige Geldgeber finanzieren die Verantwortlichen die Propaganda und überzeugen junge Gläubige von ihrer rassistischen Idee. Die Politiker sehen im Zionismus eine Möglichkeit eigene Interessen durchzusetzen und fördern diesen. Das Judentum muss für den Zionismus als Opfer herhalten. Kritik durch die Gemeinden und deren Geistlichen am Zionismus wird missachtet.

Stellen wir uns nun der Frage, ob Zionismus heutzutage salonfähig ist. Man müsste meinen, dass die Politiker unserer Zeit, die vermeintlich den wahren Islam vor den Verbrechen des Wahabismus in Schutz nehmen, das wahre Judentum von den Verbrechen des Zionismus in Schutz nehmen müssten. Dem ist leider nicht so. Sie haben „den Weg der Politik von dem Weg der Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit getrennt“, wie Imam Chamene’i es in seinem Brief an die Jugend in Europa und Nordamerika so treffend formuliert hat. Vielmehr ist es so, dass gerechtigkeitsliebende Menschen, die sich aktiv gegen den Zionismus aussprechen, durch Politik und Presse als „Judenhasser“ diffamiert werden. Auch viele Lokalpolitiker sprechen sich offen für den Zionismus aus. In Sozialen Netzwerken stempeln sie jeden als „Judenhasser“ oder „Antisemiten“ ab, der nicht ihre Meinung vertritt. Das ist Fatal! Das Bekennen zum Zionismus Aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Interessen geschieht auf dem Rücken unzähliger Männer, Frauen und Kinder in Palästina. Doch leider scheint es so zu sein, dass Zionismus unter den Kapitalisten salonfähig geworden ist. Doch es gibt noch genügend Menschen, die sich trotz solcher Angriffe dem Zionismus in den Weg stellen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis immer mehr Menschen die Gefahr des Zionismus erkennen und dagegen aktiv werden. Wir sollten uns alle als „Antizionisten“ zu erkennen geben. Schon alleine aus Liebe unseren jüdischen Mitmenschen gegenüber.

 

[1] Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882 – 1933, Jehuda Reinharz

[2] Die Siebte Million – Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung, Tom Sergev

[3] Die Millionen die gerettet hätten werden können, I. Domb

[4] http://www.eslam.de/begriffe/d/deir_yassin.htm