Shisha-Rauchen: Zeitvertreib für Langeweiler

Jeder kennt sie, viele haben sie ausprobiert: Shisha, die beliebte und coole Wasserpfeife für Jugendliche, mit der man schädlichen Wasserdampf ein- und ausatmet.

Lassen wir mal die ganzen gesundheitlichen und finanziellen Aspekte des Shisha-Rauchens beiseite. Jeder von uns kennt nur zu gut die schädlichen, chemischen Inhaltsstoffe in den Shisha-Tabaks, die obendrein nach Früchten schmecken, wie Melone oder Erdbeere. Es ist auch bekannt, wie viel eine Shisha in einem sogenannten „Shisha-Café“ kostet.

Ich diskutiere gerne mit Freuden über den Sinn des Shisha-Rauchens. Wir leben schließlich in einer modernen Gesellschaft, in der man den Sinn einer Handlung verstehen möchte, bevor man sie ausübt.

Einige oft angeführte Argumente: Es ist die Rede davon, dass man mit Shisha geselliger sei, dass die Shisha die Gemeinschaft fördere, dass man mit der Shisha entspannen könne, dass die Shisha einem Ruhe verleihe, dass dank der Shisha interessante Gespräche stattfänden, dass Shisha ein Freizeitangebot für Jugendliche sei, dass Shisha Langeweile vertreibe, dass Shisha einfach cool sei …

Faszinierend, wie nützlich die Shisha doch ist! Ein Mittel für alles und jeden, ein Wunder. Kein Wunder demnach, dass Woche für Woche neue Shisha-Bars eröffnen, noch mehr Jugendliche mit dem Shisha-Rauchen beginnen, und dass die Anzahl derer zunimmt, die schon mit 12-13 Jahren die Shisha probieren. Warum auch nicht, falls es so viele Vorteile besitzt?

Was mich an der Shisha-Kultur stört

Shisha ist eine Droge. Drogen dienen dazu, mal von dieser Welt „abzuschalten“, und seine Bindungen zu dieser Welt für kurze Zeit ruhen zu lassen. Ich bestreite nicht, dass der Mensch mal „chillen“ will und dies auch braucht. Das gehört zum Leben dazu.

Doch wie unkreativ und unproduktiv sind wir denn geworden, dass wir den Konsum als bestmögliche Art der Freizeitbeschäftigung ansehen? Fällt uns wirklich nichts mehr ein, was die Kreativität fördert, den menschlichen Geist entspannt und dabei auch dem Intellekt zugutekommt?

Durch den Konsum einer Shisha entsteht nichts: Man atmet Rauch ein und wieder aus. So etwas nennt man Konsum.

Was kann man denn sonst tun?

Wir schreiben dem Shisha-Rauchen so viele positive Wirkungen zu und vergessen dabei, dass es doch auch andere Freizeitbeschäftigungen gibt, beispielsweise Sport. Sport fördert Körper und Geist und zudem die Gesundheit. Es gibt unendlich viele Sportarten. Gibt es nicht etliche Sportkurse in jeder Stadt, die man besuchen kann?

Oder wie wäre es ein Buch zu lesen? Ich meine keine wissenschaftliche Literatur, sondern einen lehrreichen Roman, eine schöne Geschichte, etwas, das den Menschen beruhigt und auch das Positive im Leben fördert. Was ist eigentlich mit Kunst und Kultur? Kann man nicht ins Museum gehen und sich entspannen, ein wenig Kunst und Kultur genießen? Kann man nicht ins Theater gehen?

Kann man nicht zur Entspannung ein Instrument lernen und in seiner Freizeit musizieren? Was ist mit all den jungen Talenten, die gerne malen und zeichnen? Haben wir jene vergessen, die zur Ruhefindung ein Bild zeichnen? Was ist mit all den Menschen, die gerne fotografieren und Fotografie als ihr „chillen“ empfinden? Es gibt in diesem Land so viele Möglichkeiten zu verreisen, eine kleine Tour zu unternehmen, andere Orte zu sehen, andere Kulturen kennenzulernen, andere Menschen zu treffen, mal „aus dem Alltag“ rauszukommen und dabei etwas Kreatives und Produktives zu tun.

Da gibt es noch all die Hobby-Biologen, Hobby-Historiker, Hobby-Astronomen. Was ist mit Menschen, die in ihrer Freizeit soziale Projekte vorantreiben, Verantwortung übernehmen, Veranstaltungen besuchen und organisieren, anderen Menschen helfen.

Dies sind nur einige Beispiele, die mir als Alternativen einfallen. Denkst du etwa, dass all diese Beispiele sinnlos seien, nur etwas für Spießer und Streber? Dann freue ich mich schon darauf, deine jüngeren Geschwister, Cousins, Cousinen und deine Kinder in der nächsten Shisha-Bar anzutreffen, wie sie warmen Nikotin-Dampf mit Fruchtgeschmack ein- und wieder ausatmen – wer dann wohl die tollsten Rauch-Ringe formen kann?

Merke dir: Mit jedem Rauch, welcher in der Atmosphäre verpufft, verpufft auch deine Kreativität. Schließlich schreiben wir doch in unseren Lebenslauf immer unter „Hobbys“: Sport, Bücher, Reisen, Fotografie, Kunst, Kultur. Warum schreiben wir denn nicht, dass wir jeden zweiten Abend im Shisha-Café sitzen, sinnlose Gespräche führen, mit Freunden chillen und uns dabei stundenlang lustige Videos reinziehen? Ach so, stimmt ja: Das kommt in der Bewerbung gar nicht gut an. Dann denkt der Arbeitgeber, dass wir faul wären. Und was denken wir über uns selbst?