Der Monat Ramadan ist nun eingetroffen. Auch in diesem Jahr gewährt uns der huldreiche Schöpfer die Gnade den Fastenmonat als Möglichkeit zu nutzen Ihm näher zu kommen. Bitten wir Allah um die Fähigkeit und Chance diese schöne Gelegenheit nutzen zu dürfen.
In einem Dua-Abschnitt für den Monat Shaaban wird um die Segnung des Propheten und Seiner Ahlulbayt gebeten. Darin lässt sich eine Beschreibung der Ahlulbayt wiederfinden. Beschrieben als und sinngemäß wie folgt mit einer Arche verglichen:
„Die Ahlulbayt sind wie die Arche Noah, wer sie besteigt wird von tiefem und dunklem Wasser errettet, welches zur Erblindung führt; und wer sie verpasst geht unter!“
Auch im Heiligen Qur’an heißt es in der Suratul Hamd – nachdem wir in den vorherigen Versen an Gott erinnern, Gott gedenken und lobpreisen – erwähnen wir unsere Bitte: „Führe Uns den geraden Weg“. Wenn wir an einen Weg denken, auf den Gott uns gerne führen möchte, würden wir nicht wirklich an einen Menschen denken. Vielmehr denken wir an einen Weg, also eine Straße, eine Autobahn etc.
Zehnmal am Tag erwähnen wir diese Bitte. Aber was bedeutet dieses „siratal mustaqim“, das wir jeden Tag in unseren Gebeten erwähnen? Wir sind doch Muslime. Wieso bitten wir Allah um Rechtleitung? Die Ahlulbayt sind der Weg, auf dem Wir uns befinden sollten. Diese Metapher „tiefes, dunkles Wasser“, welches benutzt wird, beschreibt die Umgebung, in der wir uns befinden, liebe Geschwister. Wir verstehen es nicht. Wir nehmen all‘ die ’schönen‘ Dinge nicht wahr, die uns zum Sündigen und zur Ungehorsamkeit gegenüber Allah verführen möchten. Vieles von diesen Dingen erachten wir sogar als „Fun“. Genau das ist das tiefe und dunkle Wasser, in dem wir uns befinden (siehe Dua oben). Wir müssen uns bewusst machen, das wir uns darin befinden. Das gefährliche daran ist das Tiefe und Dunkle.
Nehmen wir mal an, dass Jemand in solch ein tiefes und dunkles Wasser fällt. Wenn Du unter Wasser bemerkst, dass Du Unterwasser bist und einen Weg nach oben finden möchtest – während es sehr sehr dunkel ist – wie kannst Du die Richtung erkennen wo ’nach oben‘ ist? In dem regulären Wasser, woran wir denken, muss man einfach nur den Atem anhalten und ab nach oben. Aber in solchen Gewässer wird dies auf diese Art und Weise nicht funktionieren. Wenn es dunkel ist und ihr in eine Richtung schwimmen wollt, werdet ihr nicht wissen wohin, ihr werdet nur noch den innigen Wunsch hegen errettet zu werden.
Dies erinnert mich an eine Geschichte im damaligen Schaam, als Yazid (LA) nach all dem Übel, welches er der Ahlulbayt (a.) angetan hat, zu Imam Zainul Abedin (a.) eilte um ihn zu fragen, was er für Seine Verbrechen als Zeichen seiner Reue für den Imam tun könne. Imam Zainul Abedin (a.) empfahl ihm das Salat ul Ghufaila (ein Gebet zwischen Maghrib und 3escha mit zwei Gebetsabschnitten und erlesener Verswahl) und gab ihm die Anleitung dazu (solange wir auf dieser Welt sind, haben wir die Gelegenheit uns zu ändern, ganz gleich was wir getan haben. Stellt euch die große Sünde vor, die Yazid begangen hatte). Daraufhin fragte Zainab (a.) ihren Imam: „Wieso hast du ihm, nach allem was er uns antat, eine Empfehlung gegeben wie er bereuen kann?“ Der Imam antwortete: „Ich gab ihm die Anleitungen und sagte ihm, falls du es schaffst dieses Gebet ohne Unterbrechung durchzuhalten, wird Gott dir vergeben. Doch er wird niemals dazu in der Lage sein.“
Wenn wir in dieser Welt sündigen, wird die Konsequenz sein, dass wir uns selbst blind werden lassen. Daher heißt es auch „tiefes dunkles Wasser“. Viele unserer Handlungen führen zu unserer (inneren) Erblindung und haben einen negativen Effekt auf uns. Wenn wir die Absicht fassen Gift zu uns zu nehmen und darüber im Klaren sind, dass es Gift ist, können wir nicht erwarten, dass wir die Ahlulbayt zu Hilfe rufen, damit sie die Konsequenzen unserer Taten von uns nehmen. Du hast es getan, dann lebe auch mit der Konsequenz.
Ein aufrichtiger Anhänger Imam Alis (as.) fragte ihn mal, ob er Gott schon einmal gesehen hat. Der Fürst der Gläubigen antwortete: „Ich habe nie einem Gebieter gedient, den ich nicht gesehen habe. Ich diene nur einem Herrn, den ich sehe.“ Daraufhin fragte er ihn, wie er ihn gesehen hat. Der Imam erwiderte: „Bitte verstehe mich nicht falsch, du kannst Gott nicht mit den materiellen Augen sehen. Du siehst Ihn durch den aufrichtigen Glauben.“ Es gibt einen gewichtigen Unterschied zwischen „amanna“ und „aslamnna“. Wir haben zwar den Islam angenommen und können uns Muslime nennen, aber wahrhaftige und aufrichtige Gläubige zu sein, ist schwer. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Minimum an Glauben, dem sogenannten „ausgesprochenem“ Glauben, dass ich an Gott glaube; und dem wahren Glauben, der uns dazu bringt Gott zu „sehen“, die absolute Perfektion zu sehen und keinerlei negative Züge in den göttlichen Attributen zu sehen! Der aufrichtige Gläubige sieht darin nur Schönheit. Wenn wir eine wunderschöne Blume sehen, so ist dies lange nichts im Vergleich zu den wunderschönen Attributen Allahs.
Wenn Du wirklich diesen wunderschönen Geschmack des wahrhaftigen Glaubens in Deinem Herzen hegen möchtest, so solltest Du nicht die geringste, noch so kleine Liebe zu dieser Dunya hegen. Egal was es ist, du liebst dein Handy, dein Auto, dein Haus, deine Videospiele, deine Filme… “Es gibt keinen Schleier zwischen Mir und Dir, außer das Dir“ heißt es in einem Dua. Ich mache mich nur selbst blind.
Es ist ok, wenn wir Tawassul zu den restlichen Reinen der Ahlulbayt (a.) machen. Aber wir haben einen lebenden Imam. Er ist unter uns. Wie oft fühlen wir die Verbindung zu unserem Imam? Wie oft gedenken wir unserem Imam? Wie stark fühlen wir unsere Verantwortung gegenüber unserem Imam? Wieviele von uns rezitieren Dua Nudba, wenigstens einmal im Jahr? Wieviele von uns rezitieren das Dua Ahd und meinen es wirklich aus tiefstem Herzen? Wieviele von uns lesen diese Stelle in Dua Nudba „Wielange soll ich noch diesen brennendem Schmerz ertragen von Dir getrennt zu sein?“ und meinen es auch wirklich?
Einst ging ein Gelehrter in die Moschee und sagte zu den Anwesenden: „Ihr bittet Allah um die Beschleunigung der Rückkehr eures Imams. Aber ich bete, dass Allah (t.) seine Wiederkehr nicht beschleunigt. Ich will nicht, dass er jetzt kommt, weil ich feststelle, dass ich noch nicht bereit bin für seine Rückkehr. Wenn der Imam kommen würde, wäre ich auf der falschen Seite.“ Nach seiner Rede wurde der Gelehrte in seinem Heim aufgesucht und die Leute baten ihn darum nicht mehr in diese Moschee zu kommen, weil wir für die Rückkehr des Imams bitten und du genau das Gegenteil bittest. Noch zu jener Nacht, als der Gelehrte zum Salaytul Lail aufwachte, kamen diese Menschen zurück und baten ihn wieder zurückzukommen in die Moschee. Der Gelehrte fragte sie verwirrt: „Warum batet ihr mich erst von dieser Moschee fernzubleiben und nun bittet ihr mich zurückzukommen?“ Der Hausmeister der Moschee entgegnete: „Weil ich einen Traum hatte. Ein Botschafter des Imams hat mich Zuhause aufgesucht, richtete mir Salam vom Imam aus, gab mir Geld und sagte, der Imam bittet dich die Tochter von XY zu heiraten“. Als die komplette Hochzeitsplanung feststand, kam in der Hochzeitsnacht der Botschafter des Imams erneut und sagte: „Der Imam grüßt Dich und richtet Dir aus, dass er für Seine Rückkehr zur Menschheit plant und er möchte, dass du genau jetzt, ohne jegliche Verspätung, zu Ihm eilen sollst.“ Der Hausmeister hatte in seinem Traum die Gedanken, dass er doch gerade erst geheiratet habe und noch Zeit mit seiner Familie und Frau verbringen möchte. Schließlich ist es doch seine Hochzeitsnacht.
Wenn der Imam jetzt kommen möchte, wieviele von uns würden seinem Ruf jetzt Folge leisten? ‚Labbayka ya Mahdi oder Labbayka ya Hussain‘ zu rufen ist einfach. Das ist nur eine Parole. Gib ihnen 10.000 Dollar und die Hände gehen runter. Der einzige Weg die wahre Nähe und Verbindung zu unserem Imam zu erlangen, setzt das Fernbleiben von Sünden voraus. Lasst diesen Monat Ramadan nicht einfach nur an Euch vorbeiziehen, ohne mit harter Anstrengung, Mühen und allem, was es benötigt, die Verbindung zum Imam unserer Zeit zu erlangen.
Was dabei hilft von Sünden fernzubleiben ist stets an den Imam zu denken und in Verbindung mit ihm zu stehen. Ein Mann richtete einst sein Haus mit der Absicht, dass falls der Imam einmal vorbeikomme, es genau sein Haus ist, welches der Imam betreten und besuchen möge. Wie sollte meine Hochzeit sein? Denkt einmal aus dieser Perspektive: Ist es richtig für eine Nacht meinen Imam der Zeit zu verkaufen? Wäre der Imam damit zufrieden, wenn wir unsere Hochzeit auf diese Art und Weise planen? Würde auch der Imam zu meiner Hochzeit kommen?
In diesem Sinne bitten Wir Allah beim Recht der Ahlulbayt von diesem Monat Ramadan zu profitieren. Wir bitten Allah beim Recht der Ahlulbayt, dass Er die Rückkehr des Imams beschleunigt. Wir bitten Allah beim Recht der Ahlulbayt, dass Er uns dazu befähigt, wahre Anhänger und Soldaten des Imams zu werden und unsere Sünden zu vergeben.
Aus dem englischen Übertragen von Abbas Haddad.