Morgen ist Valentinstag und alle Männer, die es mit ihrer Liebe ernst meinen, kaufen ihren Geliebten Blumen. Wehe, wenn nicht. Dabei sind Männer, die ihren Geliebten am Valentinstag keine Blumen schenken, die wahren Liebhaber. Stimmt das?
Nun, in materiellen Gesellschaften wird eine Trennung von Religion und Politik nur dann gefordert, wenn Religion die Politik behindert ihre Wirtschaftsinteressen zu verwirklichen. Genauso ist es mit religiösen Feiertagen. Feiertage, die zu konsumstarken Tagen umgestaltet werden können, werden akribisch aufrechterhalten. So auch der Valentinstag.
Am Valentinstag werden tonnenweise Blumen gekauft und verschenkt. Die Beschenkte schaut auf die Grußkarte und weiß, woher die Blumen kommen: vom Liebhaber. Aber wo kommen diese Blumen wirklich her? Und warum sterben so viele Menschen und Tiere an Hunger? Und warum veröden ganze Landstriche in den Ländern, wo die Blumen herkommen? Und was hat das mit Holland zu tun?
Nein, die Blumen kommen nicht aus Holland. Auch die Blumen aus Holland werden aus Afrika importiert. In Kenia z.B. werden Landstriche so groß wie Belgien für wenige Euro pro Quadratmeter von holländischen Blumenzüchtern gepachtet, um Blumen zu züchten. Diese Blumen werden in die Welt exportiert und als Gegenleistung erhält Kenia die Dürre.
Immer wieder hört man, dass es in Kenia durch den sog. Klimawandel zu extremer Dürre kommt. Zahlreiche Dokumentationen berichten über den aussichtslosen Kampf der Massai um Weideland und Wasser für ihre Rinder. Klimawandel halt. Dabei ist nicht der abstrakte Klimawandel schuld, sondern die konkreten Blumenzüchter. Denn das ohnehin spärliche Wasser wird über Rohre zu Landflächen geleitet, auf denen Blumen für den Export gezüchtet werden.
Deutschland importiert Blumen für den Valentinstag aus Kenia, während 40 Prozent der Menschen in Kenia keinen Zugang zu Trinkwasser haben. Die Menschen in Kenia haben nur Nachteile durch die Blumenzucht. Landflächen, die für Weizenanbau (für Brot) gebraucht werden, sind von Blumen (für den Valentinstag) besetzt. Kenia ist daher darauf angewiesen, den Weizenbedarf für ihre Bevölkerung von ausländischen Organisationen zu erhalten. So werden die Menschen in Kenia zu Almosenempfängern gemacht, obwohl sie das Potenzial hätten, sich und andere Länder mit Lebensmitteln zu versorgen.
Trockenheit heißt nicht, dass es kein Wasser gibt. Wasser ist genug da. Trockenheit bedeutet, dass das Wasser nicht dahin fließt, wo es den Hunger der Menschen stillen kann. Weil Blumen gezüchtet werden und viel Wasser benötigen, bleibt kein Wasser mehr für den Anbau von Lebensmitteln (wie Weizen oder Mais). In anderen afrikanischen Ländern ist die Situation leider ähnlich.
Wer seiner Geliebten mal ernsthaft seine Liebe „beweisen“ möchte, der sollte ihr keine Blumen schenken. Denn wahre Liebe schließt das Elend der Menschheit nicht aus. Wahre Liebe denkt auch an den Hunger in Ländern, in denen diese Blumen gezüchtet werden. Außerdem: Eine Liebe, die „bewiesen“ werden muss, ist ein Beweis dafür, dass sie nicht existiert. Wahre Liebe brauch keinen Beweis. Wahre Liebe ist der Beweis!
Blumen sind ja schön und gut. Aber in einer Zeit, in der eine Blume dazu führt, dass Menschen zwar romantisch aber skrupellos sind, sollte auf Blumen verzichtet werden. Eine Geliebte, die als „Beweis“ ihrer Liebe auf eine Blume besteht, sollte wissen, dass die Blume aus Skrupellosigkeit besteht.