Was ist für das menschliche Wohl erstrebenswerter? Das Bewundert- und Geliebtwerden? Oder das Bewundern und Lieben von Anderen? Welcher Zustand macht glücklicher und erfüllt das menschliche Dasein?
Wir leben sicherlich in einer Zeit und an einem Ort, in der die meisten Menschen danach streben, von Anderen bewundert zu werden. Jede kleine Geste wird verziert und als große Aktivität verkauft. Jede noch so kleine Aussage, wird als der Weisheit letzter Schluss bezeichnet. Aber natürlich nur die eigenen Gesten und Aussagen. Schließlich will man ja auch selbst bewundert werden, weil das Bewundertwerden den Menschen erfüllt.
Auch will man geliebt und verstanden werden. Geehrt und respektiert. Gehört und toleriert. Beachtet und geachtet. Geliebt und beliebt. Erwähnt aber nicht geschmäht. Belohnt, getätschelt, honoriert und hoffiert.
Schaut man auf das, was die meisten anstreben, kommt man zu dem Schluss, dass das Bewundertwerden die Menschen glücklich macht. Dabei verhilft genau das Gegenteil den Menschen zur Glückseligkeit, nämlich das Bewundern.
Wenn der Mensch die Fähigkeit des Bewunderns verlernt, dann strebt er nach dem Bewundertwerden. Das Bewundern aber, ist ein viel stärkerer Glücksbringer für die menschliche Seele. Das Glücksgefühl, welches entsteht wenn ein Mensch jemanden oder etwas bewundert, ist nicht nur länger haltbar, sondern viel intensiver an Glück, als das selbst Bewundertwerden.
Die menschliche Seele ist nicht dafür gemacht, um bewundert zu werden. Sie ist da um zu bewundern, zu lieben, zu staunen und zu verehren. Das kann man auch daran erkennen, dass wir Menschen Menschen bewundern, die die Fähigkeit zu bewundern beherrschen.
Bei einem Liebespaar ist die Partei glücklicher, die die andere Partei mehr liebt. Nicht die geliebte Partei ist die glücklichere, sondern die, die liebt und verehrt und bewundert. Denn es ist die Bewunderung und Liebesfähigkeit, die dem Menschen Glück bringt.
Auch das Paradies stelle ich mir nicht so vor, dass wir bewundert werden und alle einem umjubeln. Das wäre die Hölle. Nein! Das Paradies stelle ich mir so vor, dass der Mensch Gott und andere gottnahestehende Geschöpfe bewundern, lieben und verehren kann, ohne das sein Ego ihm im Weg steht.
Und genau deswegen, weil der Mensch erst glücklich wird, wenn er bewundert, verehrt und liebt, soll er Gott bewundern, verehren und sehnsüchtig lieben. Um glücklich zu werden soll der Mensch das Bewundern lernen, nicht das Bewundertwerden.